Grabplatte                        


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Georgskapelle und Pfarrgemeinde
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Grabung  1989/90
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villa rustica
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Impressum

Vor dem Altarfundament in der Chormitte fand sich - gleichsam  als Stufe eingesetzt - die massive rechteckige Steinplatte  mit der Schauseite nach unten. Die Inschrift (M NAMMIUS MAGILIUS LXXX ANNOR) weist sie als Grabplatte aus, ein bedeutender Fund, da wir hier erstmalig mit großer Wahrscheinlichkeit einen Eigentümer der villa rustica namentlich kennen lernen. Der keltische Namensteil - wir befinden uns im südostlichen Siedlungsgebiet der Treverer - mit der latinisierten Namensendung weist auf eine romanisierte Keltenfamilie hin, die mit der nahen Garnison Mainz Handel trieb und im Laufe von 4 Jahrhunderten zu Ansehen nd Reichtum gelangte.
Vergleichbare Funde in Rheinland-Pfalz deuten auf eine markante Grabanlage hin, in der die Platte eingelassen war, wie etwa der Grabbau von Nickenich (Die Römer in Rheinland-Pfalz, S. 508) andeutet. Die sicher außerhalb des umfriedeten Hofareals angelegte Begräbnisstätte in Sichtweite des Herrenhauses soll beim Bau der Autobahn angeschnitten worden sein. Die verwendeten Steinquader fanden wohl beim Ausbau der Ruine zu einer Kirche ihre Zweitverwendung, wie vor allem die Spolien an der Südseite der Georgskapelle vermuten lassen.

Nickenich. Grabbau

Spolien an der Südseite
Römische Sandsteinquader in Zweitverwendung beim Ausbau der Kirche
um 950

Rekonstruktionsversuch der Begräbnisstätte unweit der villa rustica von Wölfersheim, Wetterau, die der Heidesheimer Situation vergleichbar sein könnte. (Römer zwischen Alpen und Nordmeer, S. 173.)

Römischer Brunnen



Zu den Überraschungen, die unser Wissen um die Historie der Georgenflur wesentlich erhellten, war die Entdeckung eines alten, verfüllten Brunnenschachts mitten im Bestattungsareal. Die  Untersuchung des spärlichen Fundmaterials lässt den Schluss zu, dass dieser Brunnen noch in nachantiker Zeit von den ansässigen Franken benutzt worden war.
Wegen des hohen Grundwasserspiegels hatte sich die ursprüngliche Eichenverschalung des rechteckigen Brunnenbodens unter der Verfüllung so gut erhalten, dass eine dendrochronologische Zeitbestimmung möglich wurde: um 44 n. Chr. Diese überraschend frühe Brunnenanlage aber zeigt, dass die Lage in der Fortsetzung der Apsismittelachse ohne tiefere Bedeutung und nur zufällig sein konnte. Zudem musste dieser Brunnen zu einem noch nicht genau lokalisierbaren Vorgängerbau der Villenanlage aus dem 2. Jh. gehört haben. Da der Brunnen aber bis zum Ende der Römerherrschaft nach 400 benutzt  worden war, musste er in die Porticus, die beide Eckrisaliten verband, integriert worden sein, ein nicht üblicher Platz. Über dem Rechteckboden war der runde Schacht bis etwa 3m hoch mit  Handquadern mörtellos aufgeschichtet. ObererTeil des Steinschachtes wie Brunnenrand waren nicht mehr vorhanden und wahrscheinlich bei der Anlage von Gräbern nach 1000 abgetragen worden. Um diese aussagekräftige Anlage zu erhalten und die historisch seltene Kontinuität der Besiedlung auf Dauer zu dokumentieren, wurde die vorgefundene Höhe markiert, der Schacht  aufgemauert und mit einem Gitter abgesichert auf Dauer offen gehalten. Wegen Absinken des Grundwasserspiegels liegt der Brunnen seit einigen Jahren trocken.