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Chorwand
und Chorbogen gehören zu den ursprünglichen
Gestaltungselementen des ottonischen Kirchenausbaus um 960 und
bestimmen bis heute das Innere der Kapelle, während sich die
einst prägende Apsis nur noch ansatzweise als
Fundamenthalbkreis erhalten hat. Die bei der Innenrestaurierung
teilweise freigelegte Chorwand zeigt, dass sie wie die Abschlussquader
des Schiffs an Nord- und Südwand aussen aus
mächtigen, 960 wiederverwendeten Spolien
der villa rustica besteht. Die unterschiedliche
Größe, vor allem das
unterschiedliche Steinmaterial lassen vermuten, dass sie von
verschiedenen Stellen des römischen Baukomplexes stammen. Der
Bogen selbst ist wohl eine originäre Steinmetzarbeit des 10.
Jahrhunderts. Beeindruckend hat die Kunsthistorikerin Rita Otto bereits
1968 den Stellenwert des Chorbogens beschrieben: |
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Ebenso
wie die frühen stilistischen Anzeichen des Außenbaus
weist auch die Gestaltung des flachgedeckten Innenraums auf
vorromanische Zeit. Ein mächtiger Bogen, wie aus den
vorkragenden Seitenwänden ausgeschnitten, gibt dem Laienhaus
Einblick in den um eine Stufe erhöhten Altarraum. Der Bogen
berührt mit dem Scheitel fast die Decke und reicht bis auf die
Sohlbankhöhe der Chorfenster nieder. Wohl ist der Bogenansatz,
die GelenksteIle, durch Kämpfergesimse bezeichnet, aber diese
sind (ein wenig primitiv) den Wandzungen vorgelegt und ruhen nicht wie
üblich auf Pfeilern. Diese weite, triumphal wirkende
Führung des Bogens, der in der Raummitte ansetzt,
unterscheidet sich deutlich von dem karolingischen Chorbogen in
Schwabenheim, der auf antikisch geschwellten Pfeilern steil und hoch
ansteigt. Die niedrige feierliche Bogenöffnung in Heidesheim,
sehr ähnlich der auch von breiten Wandstücken
gerahmten Chorbogenöffnung in Goldbach, entspricht der
einheitlichen Flächigkeit der Wände und ebenso der
als Fläche vordringlich wirkenden Decke des nur etwa 4,50 m
hohen Raumes. Die Gesimse, teilweise verstümmelt, mit hoher
Platte und schrägem Profil (Kehle, Plättchen, Kehle,
Wulst, Kehle, Plättchen) tragen in der Vielfalt noch
karolingische Bewegtheit nach, sind aber bereits ähnlich
verschliffen wie die frühottonischen Kämpfergesimse
in der Pfalzkirche zu Ingelheim. (Rita Otto, zur Datierung des Heiligen
Georg bei Heidesheim, Heimatjahrbuch Bingen 1969, S. 38) |
Die an beiden Seiten
eingeschnittenen Kämpfer wie die
Aussparung unterhalb des nördlichen
Kämpfers deuten auf eine frühe Trennung
zwischen Chor und Kirchensaal
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Die teilweise freigelegte Chorwand bestätigt die
Vermutung, dass die gesamte Chorwand im 10. Jh.aus zum Teil
mächtigen vor Ort gefundenen Spolien erbaut wurde.
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Kämpfer wie im
Detail von Rita Otto beschrieben
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