|
|
Einzelfunde
im Umfeld der Kapelle wiesen seit Generationen auf
eine römische Vergangenheit der Gemarkung hin,
aber erst die Grabung von
Herrn
Ernst Krebs 1925 im Westen und Norden
der Kapelle belegten einen römischen Vorgängerbau,
ohne eine
endgültige
Klärung über die Funktion der gefundenen Fundamente
zu bringen. |
Dr.
Rupprecht vor den Spuren 2er Jahrtausende
·
Brandschicht von 1776
·
Ziegelboden von 1664 über
·
Dachschutt (Schiefer von der
Zerstörung im 30jährigen
Krieg)
· Estrichboden
der 1. Pfarrkirche auf kompakter Steinschicht
·Monolithische
Grabplatte des frühen Mittelalters
·
Römisches Fundament 2. Jh. n.Chr. |
Vor
der geplanten
Renovierung
der
Georgskapelle nutzte die archäologische Denkmalpflege die
Gelegenheit, den Untergrund der Kapelle zu erforschen. Die Situation
vor Ort erforderte dann eine Grabungsdauer von über einem
Jahr.
Unter massiven Beton- und zerbrochenen Sandsteinplatten, viel Bau- und
Brandschutt, die der Brand von 1776 hinterlassen hatte, ein
historischer, lückenhafter Bodenbelag aus gebrannten, z.T.
brandgeschwärzten Rechteckziegeln. Dieser Bodenhorizont ist
auf
das Jahr 1664 zu datieren, als Philipp Erwin von Schönborn,
dem
die Parzelle gehörte und der auch sonst in Heidesheim
begütert war, die im 30jährigen Krieg die
teilzerstörte
Kapelle wieder aufbaute. Der Fundzustand zeigt deutlich, dass der
Ziegelboden den spätmittelalterlichen Chor nur zur
Hälfte
abdeckte, d.h. wohl nur bis zum damals in der Chormitte stehenden Altar
reichte. Die darunter liegende massive Schuttschicht aus Dachschiefer
... zeigte deutlich Spuren, dass die Kapelle nach der
überlieferten Teilzerstörung im 30jährigen
Krieg
längere Zeit frei der Witterung ausgesetzt war. Dieser Schutt
deckte die mittelalterliche Lauffläche ab, die mit dem Ausbau
zur
Pfarrkirche vor 1000 n. Chr. angelegt und immer wieder ausgebessert
wurde und über 600 Jahre Bestand hatte. Aus dieser Ausbauphase
Mitte des 10. Jahrhunderts stammt als baulich markanter Rest das
Fundament der Apsis, die den östlichen Abschluss bildete und
jetzt
als Sedilenhalbkreis ein signifikantes Detail im jetzigen Chorraum
darstellt.
|
Laufebenen
|
Zeichnung: archäologischer Befund des Ziegelbodens
von 1664
|
|
|
|
Brandgeschwärzte
Ziegel |
Nach
dem Muster des vorgefundenen Bodens wurde der neue Boden der
renovierten Kapelle mit Cotto Ziegeln orthogonal verlegt. |
Mit
dem Abriss der Apsis
und dem Anbau des jetzigen Chorraums nach 1300 wurde der alte
Laufestrich des 10. Jh im neuen Chor bis zum Altar mit ornamentierten
Tonfliesen belegt, die durch die Zerstörung während
des 30jährigen Krieges und die anschließende
Einebnung des Schutts nicht mehr in situ, sondern verstreut und
größtenteils nur bruchstückhaft vorgefunden
wurden. Die Datierung dieser Fliese von E. Landgraf ins 14. Jh stimmt
mit dem neuen Choranbau überein. Vergleichsexemplare finden
sich vor allem im Rheingau und deuten auf das Kloster Eberbach als
Herstellungsort hin. Die Beschreibung der Fliese bei E.
Landgraf: Spitzoval, vermutlich als Nachschnitt einer heute
verlorenen Fliese entstanden. Die Lilien zur Astroide umgebildet, die
Blätter schmaler und asymmetrisch, die Knospe auf einer Seite
zur Raute geformt. Die Blütenblätter der
Randblüte dreifach eingezogen, die Zacken des
Blütenkorbs gerundet, eine schmale seitliche
Blatthälfte bis zur Fliesenecke vorgezogen.
|
Neben
den ornamentierten Bodenfliesen fanden sich in
gleicher Größe und gleichem Material auch etliche
ohne
Ornamente.
|
Apsisfundament im Fundzustand.
°
Deutlich sichtbar die
Randbeschädigung, die beim Anbau des jetzigen Chores
nach 1300 entstanden ist.
|
Der antike Estrichboden
des westlichen Eckrisaliten hatte sich nur noch
bruchstückhaft erhalten, da er durch die ausgehobenen
Grabschächte zwischen 600 und 1000 n.Chr. immer wieder
eingeschnitten und zerstört worden war.
|
|