Grabungskampagne 1989/90 in der Kapelle


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Georgskapelle und Pfarrgemeinde
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Grabung  1989/90
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Einzelfunde im Umfeld der Kapelle wiesen seit Generationen auf eine römische Vergangenheit der Gemarkung hin, aber erst die Grabung von Herrn Ernst Krebs 1925  im Westen und Norden der Kapelle belegten einen römischen Vorgängerbau, ohne eine endgültige Klärung über die Funktion der gefundenen Fundamente zu bringen.

 Dr. Rupprecht vor den Spuren 2er Jahrtausende

· Brandschicht von 1776
· Ziegelboden von 1664 über
· Dachschutt (Schiefer von der Zerstörung im 30jährigen  Krieg)
· Estrichboden der 1. Pfarrkirche auf kompakter Steinschicht
·Monolithische Grabplatte des frühen Mittelalters
· Römisches Fundament 2. Jh. n.Chr.

Vor der geplanten Renovierung der Georgskapelle nutzte die archäologische Denkmalpflege die Gelegenheit, den Untergrund der Kapelle zu erforschen. Die Situation vor Ort erforderte dann eine Grabungsdauer von über einem Jahr. Unter massiven Beton- und zerbrochenen Sandsteinplatten, viel Bau- und Brandschutt, die der Brand von 1776 hinterlassen hatte, ein historischer, lückenhafter Bodenbelag aus gebrannten, z.T. brandgeschwärzten Rechteckziegeln. Dieser Bodenhorizont ist auf das Jahr 1664 zu datieren, als Philipp Erwin von Schönborn, dem die Parzelle gehörte und der auch sonst in Heidesheim begütert war, die im 30jährigen Krieg die teilzerstörte Kapelle wieder aufbaute. Der Fundzustand zeigt deutlich, dass der Ziegelboden den spätmittelalterlichen Chor nur zur Hälfte abdeckte, d.h. wohl nur bis zum damals in der Chormitte stehenden Altar reichte. Die darunter liegende massive Schuttschicht aus Dachschiefer ... zeigte deutlich Spuren, dass die Kapelle nach der überlieferten Teilzerstörung im 30jährigen Krieg längere Zeit frei der Witterung ausgesetzt war. Dieser Schutt deckte die mittelalterliche Lauffläche ab, die mit dem Ausbau zur Pfarrkirche vor 1000 n. Chr. angelegt und immer wieder ausgebessert wurde und über 600 Jahre Bestand hatte. Aus dieser Ausbauphase Mitte des 10. Jahrhunderts stammt als baulich markanter Rest das Fundament der Apsis, die den östlichen Abschluss bildete und jetzt als Sedilenhalbkreis ein signifikantes Detail im jetzigen Chorraum darstellt.

Laufebenen


Zeichnung: archäologischer Befund des Ziegelbodens von 1664


Brandgeschwärzte Ziegel Nach dem Muster des vorgefundenen Bodens wurde der neue Boden der renovierten Kapelle  mit Cotto Ziegeln orthogonal verlegt.

Mit dem Abriss der Apsis und dem Anbau des jetzigen Chorraums nach 1300 wurde der alte Laufestrich des 10. Jh im neuen Chor bis zum Altar mit ornamentierten Tonfliesen belegt, die durch die Zerstörung während des 30jährigen Krieges und die anschließende Einebnung des Schutts nicht mehr in situ, sondern verstreut und größtenteils nur bruchstückhaft vorgefunden wurden. Die Datierung dieser Fliese von E. Landgraf ins 14. Jh stimmt mit dem neuen Choranbau überein. Vergleichsexemplare finden sich vor allem im Rheingau und deuten auf das Kloster Eberbach als Herstellungsort  hin. Die Beschreibung der Fliese bei E. Landgraf: Spitzoval, vermutlich als Nachschnitt einer heute verlorenen Fliese entstanden. Die Lilien zur Astroide umgebildet, die Blätter schmaler und asymmetrisch, die Knospe auf einer Seite zur Raute geformt. Die Blütenblätter der Randblüte dreifach eingezogen, die Zacken des Blütenkorbs gerundet, eine schmale seitliche Blatthälfte bis zur Fliesenecke vorgezogen.







Neben den  ornamentierten Bodenfliesen fanden sich in gleicher Größe und gleichem Material auch etliche ohne Ornamente.

Apsisfundament im Fundzustand.

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Deutlich sichtbar die Randbeschädigung, die beim Anbau des jetzigen Chores  nach 1300 entstanden ist.

Der antike Estrichboden des westlichen Eckrisaliten hatte sich nur noch bruchstückhaft erhalten, da er durch die ausgehobenen Grabschächte zwischen 600 und 1000 n.Chr. immer wieder eingeschnitten und zerstört worden war.