villa rustica


Info Homepage:

  06132/62982  

Vereinsgeschichte
Georgskapelle und Pfarrgemeinde
Vor der Renovierung
Grabung  1989/90
villa rustica
» Innenputz
» Aussenmauern
» Schutzdach
» Aussengrabung
Jupitergigantensaeule
Arbeitsstelle Kapelle
Suedportal
Westfassade
Fenster
Altäre
Chorbogen
Fresken
zu Besuch
Impressum
Die Grabung von 1989/90 bestätigte die Feststellung von Ernst Krebs, die Kapelle sei auf den Fundamenten eines römischen Vorgängerbaus errichtet,  korrigierte aber seine Vermutung, es handle sich um ein römisches Heiligtum. Die Grabung und vor allem die anschließenden Restaurierungsarbeiten an den Wänden brachten die Gewissheit, dass nicht nur die Fundamente der Kapelle, sondern große Teile des aufgehenden Mauerwerks original römisch und Teile des Herrenhauses einer villa rustica aus dem 2. Jh. n. Chr. sind. Die eingehende Erforschung des Mauerwerks bereicherte unser Wissen um zahlreiche Details römischer Bauweise. Noch aber konnten zahlreiche Fragen wie die räumliche Ausdehnung nach Osten nicht beantwortet werden. Erst das Einverständnis der Eheleute Arnold ermöglichte 1996 eine Anschlussgrabung nach Osten, die  konkrete Anhaltspunkte über die räumliche Ausdehnung der Frontseite und erste Hinweise auf Vorgängerbauten gab. Diese Außengrabung ermöglichte es Herrn Knöchlein, der die Grabung auch vor Ort begleitete, den aktuellen Kenntnisstand in einer verständlichen Skizze zusammen zu fassen.

°Teil des von Süd nach Nord verlaufenden Innenfundaments

°Die Fortsetzung des bereits von Ernst Krebs im Außenbereich östlich der Kapelle entdeckten  Fundaments wurde bei der Grabung in der nordöstlichen Ecke des Kapellenschiffs und im Chor festgestellt. Sie ist im Zusammenhang mit einem Vorgängerbau zu sehen

Westlicher Teil der Porticusfundamente während der Ausgrabung

°Freigelegte Porticusfundamente  im Anschluss an den westlichen Eckrisaliten

°Die vertikale Zaesur zwischen dem westlichen Eckrisaliten und der nach Osten fortgeführten Erweiterung des Umbaus von 956 ist deutlich sichtbar

Das Foto zeigt den typischen Aufbau des römischen Mauerwerks an der Georgskapelle. Auf den gewachsenen Boden wurde eine massive Steinstickung gebracht, die durch 2 Lagen nur grob behauener Quader abgedeckt war. Auf dieses solide Fundament wurde das aufgehende Mauerwerk mit handlichen Steinquadern aufgemauert

Innenputz


Durch Rillen und Schraffierungen präparierte Ziegel wurden mit der glatten Seite auf die Innenwände aufgemauert und sollten dem mehrschichtigen Innenputz einen besseren Halt verleihen (vgl. Jens Dolata, Technisch versiertes Handwerk aus dem römischen Mainz, Arch. in Rh-Pfalz 2003, S. 48/49)
Etliche geriffelte und teilweise noch putzbehaftete Bruchstücke von Wandziegeln und zahlreiche, relativ kleine Reste des Innenputzes1), die sich im Abraum aus dem Kapelleninnern fanden, geben einen Hinweis auf die Wandgestaltung des quadratischen Innenraums. Danach lässt sich eine Wandfläche rekonstruieren, die insgesamt großflächig mit einer harten Kalkschicht überzogen war und durch vielfältige schmale und breitere , meist rötliche Linien in rechteckige Felder eingeteilt war. Ein Befund aus der Römervilla von Ahrweiler, wie er im Führer (H. Fehr, Roemervilla, S. 60) wiedergegeben wird, vermittelt einen Eindruck. Daneben aber fanden sich Putzstücke mit vielfarbigen kleinen Spritzern2), die, wie der 2. Beleg aus Ahrweiler, a.a.O. S. 61 zeigt, wohl im Sockelbereich aufgebracht waren.
Durch die  Aufmerksamkeit der Grabungsmannschaft wurde ein kleines, kalkweißes Putzstück mit der Ritzzeichnung eines Kindes entdeckt. Ein Wagenlenker treibt ein Pferd an. Eine Zypresse deutet sogar die Landschaft des fernen Italien an.

Durch schmale und breitere Linien in Quadrate/Rechtecke aufgeteilte Wandfläche aus der Römervilla Ahrweiler, wie  sie auch für Heidesheim anzunehmen ist.

Durch Farbspritzer markierter Sockelbereich unter einem rot gefassten  Feld. (Römervilla Ahrweiler)

Das im Original schmutzig weiße Putzstück wurde farblich verändert, um die Ritzzeichnung hervorzuheben.

Aussenmauern

Das aufgehende Mauerwerk des Haupthauses bestand/besteht durchgehend aus sorgfältig behauenen, handlichen Kalksteinquadern, die - als Bruchsteine am nahen Rabenkopf gebrochen -   erst vor Ort behauen und vermauert wurden. Eine Schicht von Steinabschlägen, die längs der Südwand des östlichen Eckrisaliten gefunden wurde, belegt diesen Arbeitsablauf1). Die Mauern des Gebäudes wurden anschließend so verputzt, dass die einzelnen Quader jeweils nur angeputzt wurden und ein Kern der behauenen Kleinquader (die in der Länge variierten, im Schnitt aber konstant 13 cm hoch waren,) sichtbar blieb2). Um die Quaderstruktur des Mauerwerks zu unterstreichen, wurde in den noch feuchten Putz eine Fuge um die Quader gedrückt, die anschließend mit Mineralfarbe leuchtend rot eingefärbt wurde. An der Südwand haben sich trotz aller Witterungseinflüsse über 1800 Jahre Teile dieser Originalausmalung erhalten3), ein weiteres bemerkenswertes Zeugnis qualitätvoller Arbeit. 

Eines von mehreren Pfostenlöchern des Baugerüsts, das zum Aufmauern der oberen Mauerpartie aufgestellt worden war. Die vom Gerüst herab fallenden Steinabschläge häuften sich um den Pfosten herum.
Bei der Grabung Mitte der 90er Jahre konnten viele Putzreste mit Fugenstrich, der sich im Sandboden optimal erhalten hatte, ausgegraben werden. Das Fundmaterial belegt aber auch, dass die Wände insgesamt leuchtend weiß gekalkt waren, so dass sich der rote Fugenstrich besonders markant abheben konnte4). Die aufgetragene Kalkschicht war teilweise noch millimeterdick erhalten5). Die nachgewiesene Frontlänge des Haupthauses, das zur nahen Römerstraße hin orientiert war, beträgt 30 Meter.

Schutzdach


Die Steinsichtigkeit, wie sie ohne schützende (antike) Putzschicht bis zum Giebelansatz an der Westseite sichtbar war, nach Möglichkeit zu erhalten, war allgemeines Bestreben vor Ort und ein besonderes Anliegen der Archäologie Mainz. Die Bedenken, die aggressive Witterung werde das historische Mauerwerk auf Dauer irreparabel schädigen, führte gegen erbitterten Widerstand von  Herrn G. Rupprecht zu einem vorläufigen, bewusst asymmetrisch konzipierten und mit modernen Materialien gestalteten Vordach im Westen, das als vorläufige Maßnahme gedacht, über Jahre umstritten blieb. Eine jetzt wohl endgültige Lösung bedeutet die Verschlämmung, die unter dem Auftrag noch grob die Quaderstruktur erkennen lässt, vor allem das römische Mauerwerk im Westen endgültig schützen soll. Als Lösung für die Südseite bleibt ein Schutzdach.
Der Vorschlag von Herrn Dr. Precht, bei der Gestaltung der Westfront formale Vorstellungen und Anschaulichkeit wie die Forderung nach dauerhaftem Schutz und historischer Authentizität in einem “Neuputz” nach römischem Vorbild, wie er z.B. im Archäologiepark Xanten umgesetzt wurde, zu vereinen, war angesichts des Konzeptes, nur den historischen Befund zu dokumentieren und zu erhalten, nicht zu realisieren

Aussengrabung



Den Befund feststellen, messen, zeichnen, notieren, archäologischer Alltag auch für Herrn Knöchlein, der die Grabung östlich der Kapelle begleitete.

Freigelegtes Fundament

Umfassend heraus präparierte Steinstickung, der untersten Schicht eines Mauerfundaments

Selbst dort, wo alte Fundamente ausgehoben waren, um das für den Nachfolgebau geeignete Material zu erhalten, hat der Boden die verfüllte Grube als aufschlussreiches Dokument erhalten.

Hinter dem freigelegten Fundamant des östlichen Eckrisaliten zeichnet sich die leere Fundamentgrube des Vorgängerbaus deutlich ab.

Vor dem   Risalitfundament  wird die Schicht der Steinabschläge für die Dokumentation gesäubert.

Hier liegt ein Hund (sorgfältig) begraben;
ein Bauopfer?

Kurze Siesta

Der wenig qualitätsvolle Aufbau des Brunnenschachts deutet auf eine Anlage in nachantiker Zeit hin.
weiter
nach oben