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Exponate aus 4000 Jahren Heidesheimer
Siedlungsgeschichte
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Das Jubiläumsjahr der
Gemeinde fordert geradezu heraus, weniger bekannte Spuren der eigenen
Geschichte zu verdeutlichen, Details in den großen
Zusammenhang zu rücken, überlieferte Vorstellungen zu
überdenken oder vor dem Hintergrund der eigenen Vergangenheit
Erscheinungen der Zeit und Erfahrungen neu zu sehen und zu bewerten.
Vor dem Hintergrund unserer Gemarkung und der 1. bildlichen Darstellung
von Heidesheim vor 250 Jahren vereinte eine besondere Ausstellung
ausgesuchte Exponate aus 4000 Jahren Heidesheimer Siedlungsgeschichte,
Originale aus dem Alltag unserer Vorfahren von der Steinzeit bis in die
Neuzeit. |
Bei aller
Verschiedenheit und trotz der (vermeintlichen) Ferne zur Steinzeit und
römischen Besiedlung unserer Gemarkung leben wir in der
Kontinuität früherer Generationen. Bewusst ist die
Spannung zwischen Kontinuität und Diskontinuität in
unserer eigenen Geschichte in Heidesheim auf dem neuen Flyer zur
Georgskapelle dargestellt.
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Als
Zeichen keltisch-römischen Götterkults stand vor dem
Herrenhaus der antiken villa rustica eine sog.
Jupiter-Gigantensäule mit einem 4-Götterstein als
Basis,
einer geschuppten Säule und als Krönung auf dem
korinthischen
Kapitell der Darstellung Jupiters, der Blitze schleudern siegreich
über einen Giganten hinweg reitet, der als
Verkörperung des
Bösen chimärenhaft mit einem Schlangenleib und einem
Menschengesicht dargestellt wird, ein Lobpreis auf den (lichten, guten)
Göttervater, der das Dunkel überwindet. |
Die
anspruchsvolle, noch im Torso ansprechende Gruppe, die wie alle Teile
des Kultmals noch im 17. Jahrhundert als Spolie in der Georgskapelle
vermauert waren und vom Landesmuseum erstmalig nach Heidesheim
ausgeliehen wurden, ist als Dokument der Ortsgeschichte von besonderer
Bedeutung. Die historische Dimension aber wird deutlicher, wenn wir uns
wie auf dem Faltblatt dem Pendant der Georgsstatue zuwenden, die im
Jahreskalender der katholischen Gemeinde einen festen Platz einnimmt
und der Bevölkerung aus der Tradition besonders an Herz
gewachsen
ist, da St. Georg wie der griechische Ursprung des Namens schon nahe
legt Bauernheiliger und einer der 14 Nothelfer den Weg der Heidesheimer
seit über 1000 Jahren in allen Wechselfällen der
Geschichte
als Patron ihrer ersten Pfarrkirche begleitet hat.
Die
Parallelen des volkstümlichen Heiligen mit der antiken Gruppe
sind
verblüffend. Zufällig? Siegreich reitet auch St.
Georg in der
angedeuteten Gewandung eines römischen Legionärs
über
den Drachen, die teuflische Schlange und befreit/ bewahrt die
Bevölkerung vor weiterem Übel. Wie einst die antike
Gruppe so
stellt der Heilige auch für die Bevölkerung eine
Lichtgestalt
dar, eine Vorstellung die in der Legende und seiner Darstellung durch
das betonte Weiß seines Schimmels unterstrichen wird.
Anrührend an der Heidesheimer Darstellung ist, dass das
Streitross
der Legende hier bodennah durch ein breit gebautes,
arbeitstüchtiges Ackerpferd ersetzt ist. |
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NAMMIUS
MAGILIUS (vgl. Flyer) keltischer Eigentümer der villa rustica
in
der Georgenflur, hatten seine Nachkommen ein monumentales Grabmal
errichtet, um seine Leistungen nahe der Römerstraße
allen
sichtbar zu dokumentieren.
Nahe
der villa rustica in unmittelbarer Nähe an der
Straße und in
Sichtweite des monumentalen Grabbaus fand Herr Karl Bohland 1924 auf
seinem Feld dieses Gefäß, ein römischer
Vorratskrug,
ein Honigtopf, wie er in jedem Haushalt üblich war. In diesem
Topf
aber waren die Reste einer Brandbestattung. Möglicherweise die
Reste eines Angehörigen aus einer einfachen Keltenfamilie, die
auf
dem Bauernhof arbeitete sich aber zur Bestattung eines nahen
Familienangehörigen nur eines schlichten
Haushaltsgefäßes bedienen konnte. |
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Abbildung bearbetet
nach Foto von Landesmuseum MZ
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In
die Zeit der Glockenbecherkultur um 2400 v.Chr., in die
Übergangszeit von Neolithicum zur Bronzezeit ist als
älteste
Exponat der reich verzierte Becher aus einem Hockergrab aus dem
heutigen Ortsteil Uhlerborn zu datieren. Zusammen mit einem
Bronzedolch, der wegen seiner Fragilität nicht ausgeliehen
werden
konnte, ein anschauliches Beispiel, dass den Toten in bewusster
Pietät und im Glauben an ein Weiterleben der wertvollste
Besitz
mit auf ihren Weg gegeben wurde. |
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Auch die weiteren Gefäße
aus dem 8. bzw. dem 1. vorchristlichen Jahrhundert sind Grabbeigaben,
sorgfältig gearbeitete Gefäße,
während sich der
Becher der sog. Pingsdorfer Kultur um 1000 n.Chr. in der
Qualität
deutlich abhebt und einen Hinweis auf die allgemein verbreitete
Alltagskultur der Zeit liefert. |
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