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DER SANDHOF
Aus der Ausstellung
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Feierabendziegel
Handgezogene, rot gebrannte Biberschwanzziegel prägten noch
vor 1 Generation fast flächendeckend die Dachlandschaft der
alten Heidesheimer Wohnhäuser. Sie wurden wohl ausnahmslos auf
der Ziegelhütte an der Oberen Sandmühle geformt,
getrocknet und gebrannt. Erst Mitte der 80er Jahre des letzten
Jahrhunderts wurde das letzte historische Wirtschaftsgebäude
wegen Baufälligkeit abgerissen, die noch brauchbaren Ziegel
wurden zur Neueindeckung der Georgskapelle eingelagert. Zu den
eindrucksvollsten Biberschwanz gedeckten Dachflächen
gehören in Heidesheim seit Jahrhunderten die Dächer
der beiden noch existierenden Zehntscheunen des
Altmünsterklosters und des Klosters Eberbach.
Unter 100 dieser Ziegel findet sich ein Feierabendziegel, der letzte
Ziegel, den der Ziegler am Tage formte und durch ein Zeichen, eine
Inschrift oder ein Namenskürzel besonders markierte.
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Die Originale Bodenfliese
aus Eberbach stellt eine direkt Verbindung des Hofes zu seinem Kloster
her. Die 4 tief geschnittenen, stilisierten Lilienstäbe mit
dem Quadrat in der Mitte finden sich mit einigen Abweichungen an
verschiedenen Stellen im Rheinland und sind im ehemaligen
Zisterzienserkloster Arnsberg und auf dem Johannesberg nachgewiesen.
Weiter Belegexemplare finden sich in Museen und Sammlungen in
Wiesbaden, Rüdesheim und Straßburg. Sie sind um 1250
zu datieren und wahrscheinlich in Eberbach selbst hergestellt worden,
wo sie noch heute in der ehemaligen Abteikirche im Original verlegt
sind.
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Barocke Reliquienmonstranz
vom Sandhof
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Zum Schärfen der
Steine hatte der Müller eigene Geräte, die Billen,
mit denen er, wenn die Mühle ausgelastet war, etwa alle 3
Wochen tiefe oder flache Rillen in die Mahlflächen schlug.
Dann wurde der Laufstein mit Hilfe eines drehbaren Gestells, des
Galgens, vom Bodenstein abgehievt, zur Seite gedreht und gewendet.
Für den Schälgang wurden lediglich 2 tiefe Rillen zum
mittigen Steinauge geschlagen, um genügend frische Luft
zuzufügen, da durch die schnelle Rotation und Reibung viel
Wärme entstand.
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Zum
Mahlen von Mehl waren
zusätzliche Arbeitsfurchen nötig, die die
Körner aufschnitten. Zum Schärfen wurde die Zweispitz
benutzt. In der
Vitrine ist das seltene Exemplar eines von einem Dorfschmied auf dem
Amboss hergestellten kleinen Zweispitz ausgestellt. Die tiefen Rillen,
die Schranzen, wurden mit der gewürfelten
Schlagfläche des
Kraukshammers eingeschlagen. |
Rötel
Herr Manfred Krebs kann sich noch erinnern, dass vor dem
Schärfen eines Mühlsteins feiner Staub der roten
Tonerde über die Steinfläche geblasen/gestreut wurde,
um so genau zu erkennen, wo und wie tief der Müller
schärfen musste.
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Zähne des
hölzernen Kammrades aus der Anfangszeit der Mühlemit
deutlichen Spuren der immer wieder aufgetragenen Schmierfette.
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Hohlmaße
für Getreide oder
anderes Schüttgut waren bis weit ins 20. Jahrhundert
überall
gebräuchlich. Die aus dünne Eichen- oder
Buchenbrettern
gebogenen Maße gab es in allen Größen.
Ihre Vielzahl,
Größe und Bezeichnung entsprachen der
großen Zahl der
Kleinterritorien in Deutschland (Simmer, Malter, Scheffel, Sester,
Minkel ...) Malter = 71 kg für Hafer wurden nur 42,5 kg
angesetzt.
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Ein teilweise gefülltes Virnsel mit einer aus 1 Stück
gefertigten Holzschaufel, dem Erscht. |
Für
den Mahlbetrieb und den Umgang mit Getreide war bei uns das Virnsel
allgemein bekannt. Ein Malter entspricht 4 Virnseln oder Simmer
à 27,5
l = 16 Kumpf oder Sester à 6,87l = 4 Gescheid à
1,7 l. Bei schwerer
Frucht wie Weizen oder Roggen entsprach 1Malter = 71 kg für
Hafer wurden nur 42,5 kg angesetzt. |
Kerzenleuchter, 19. Jahrhundert |
Historischer Sackkarren vom Sandhof, der Jahrzehntelang zum Transport
der Getreide- und Mehlsäcke eingesetzt wurde. |
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